Ausstellung: Nicht von Pappe
Nicht von Pappe
Historische Blechdosen und Warenautomaten
26. Januar - 17. März 2002
Zu sehen waren in der Ausstellung über 300 interessante und zum Teil verblüffende Sparautomaten und Warenverpackungen aus Blech des privaten Sammlers Jürgen Werner, 31 Warenautomaten aus der Sammlung von Hans Domberg, sowie ein Original Langenfelder "Kolonialwarenladen" von 1890 aus dem eigenen Bestand des Langenfelder Stadtmuseums.
Verpackung und Warenautomaten haben eines gemeinsam: sie sollen die Menschen zum Kauf verführen und sind daher entsprechend attraktiv gestaltet. Das Verpackungsdesign vermittelt optisch Zeitgeist und Lebensgefühl der jeweiligen Epoche. Antike Werbeträger zählen daher zu den beliebtesten und heute bereits sehr raren Sammlerartikeln – so auch historische Werbeblechdosen. Das ist nicht verwunderlich, denn schließlich sollten sie auffallen, Erfolg haben und wurden deshalb entsprechend attraktiv gestaltet. Die Verpackung war als Werbeträger wichtig, daher beauftragten die Hersteller oft namhafte Künstler mit dem Entwurf. Erfolgreich bedienten sich u.a. Schokoladenfabriken wie Stollwerck und Suchard des Mediums Blechdose und schufen damit Objekte, die in Sammlerkreisen hochbegehrt sind.
Verpackung verliert mit dem Verbrauch des Inhalts eigentlich ihren Sinn, als Sammlerobjekt überlebte sie je-doch die Jahrzehnte und erinnert so immer wieder an den Inhalt und die gesellschaftlichen und kulturellen Lebensformen der damaligen Zeit. Beim Verpackungsgut von 1890 bis 1930 dominieren neben Zigaretten- und Tabakverpackungen solche für Süßwaren, sowie für Importe wie Kaffee, Tee, Kakao. Also Hüllen von Gebrauchsgütern der gehobenen Preisklassen, zumeist sogenannter Markenartikel. Dabei ist zu dieser Zeit abgepackte Ware im Verhältnis zu loser Ware äußerst selten. Es handelt sich um Luxusartikel, die im damaligen bürgerlichen Haushalt die Ausnahme bildeten. Kaffee, Pralinen, Tee und Kakao wurde mit Festtag und Genuss verbunden, die Hülle deshalb nur selten zerstört, sondern schonend behandelt. Das Auspacken wurde oft wie ein kleines Ritual praktiziert, welches eine entsprechende freudige Stimmung hervorrief.
Ergänzt wird die Ausstellung durch historische Warenautomaten. Warenautomaten – die stummen Verkäufer – stellten Ende des 19. Jahrhunderts eine unerhörte Neuheit dar. Die Gebrüder Stollwerck entdeckten diese Idee in Amerika und brachten sie mit nach Deutschland. Der erste selbstverkaufende Schokoladenautomat war 1888 ein Riesenerfolg. Die Menschen waren absolut begeistert. Warenautomaten waren durch ihre phantasievolle Gestaltung Blickfang im Straßenbild. Das Besondere an der Idee des automatischen Verkaufs: Personal wurde eingespart und gleichzeitig war der Käufer unabhängig von Ladenschlusszeiten. Bald konnte man Zigaretten, Postkarten, Getränke, Parfüm, Blumen und sogar Handtücher am Automaten kaufen. Zu sehen sind in Langenfeld neben dem legendären Stollwerck-Süßwarenautomaten im Jugendstil aus dem Jahre 1910 noch 30 weitere stumme Verkäufer aus den 30er, 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.