In Glut geformt - Moderne Glaskunst aus Tschechien
In Glut geformt
Moderne Glaskunst aus Tschechien
Laufzeit: 17.042004 - 27.06.2004
Diese Ausstellung zeigt einen Querschnitt von Objekten der bedeutendsten modernen tschechischen Glaskünstler. Kühne Skulpturen aus Glas werden präsentiert. Ilja Bílek, Jan Fisar, Prof. Stanislav Libenský/Jaroslava Brychtová, Václav Machač, Jaroslav Matouš, Gizela Sabóková, Dana Vachtová und Martin Velíšek sind nur einige der 19 ausgestellten Künstler, die sich inzwischen weltweit einen Namen gemacht haben und nun in Langenfeld vorgestellt werden. Alle sind mit Ihren Glasobjekten in vielen Museen sowie in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen in Europa, USA und Japan vertreten.
Die böhmische Glasherstellung mit ihrer Jahrhunderte alten Tradition in handwerklicher und gestalterischer Fertigkeit stellt die Basis der neuen tschechischen Glaskunst dar. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann eine Loslösung vom reinen Kunsthandwerk, bzw. von der Gebrauchsform. Ein freies und künstlerische Gestalten des Werkstoffes Glas begann. Neue Techniken wurden ausprobiert und phantasievolle Kreationen geschaffen, die die Glasherstellung revolutionierten. Bei den gezeigten Objekten werden alle Möglichkeiten der Arbeit mit Glas ausgeschöpft, wobei die Ausgangsbasis meistens das geschmolzene Glas ist. So entstanden die gewagten Glasskulpturen, deren Farbe und deren Licht den Betrachter in Erstaunen versetzen.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der Glasgalerie Hittfeld , Seevetal bei Hamburg. Unter der Leitung von Mgr. Eiska Stölting wurde die Galerie 1988 eröffnet und hatte sich - damals als einzige Galerie weltweit - von Anfang an ausschließlich auf die zeitgenössische tschechische Glaskunst spezialisiert und es damit innerhalb von kurzer Zeit zu internationalem Renommee gebracht. Sie engagiert sich auch für die jungen, ambitionierten Glaskünstler und ermöglicht ihnen mit Ausstellungen in ihrer Galerie und in Museen, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Neben regelmäßigen Führungen durch die Ausstellung fand am Wochenende 8./9. Mai eine Glasbläser-Vorführung mit Verkauf statt.
Informationen über die Künstler und ihre Werke:
Ilja Bílek (geboren 1948)
Die Klarheit der Aussage und eine ausgewogene Komposition bilden die Grundlage im Schaffen von Ilja Bílek. Seine technisch komplizierten, aus perfekt geschliffenen Teilen zusammengeklebten Objekte nutzen vollkommen die Eigenschaften des Materials Glas: seine Durchsichtigkeit und seine Spiegelung. Ilja Bílek verbindet Gegensätze, wie z.B. opakes und transparentes Glas oder flache und dreidimensionale Formen, zu äußerlich ausgewogenen Glasplastiken. Seit 1992 leitet er als Professor das Glasatelier an der Universität J. E. Purkyne in Ústí nad Labem.
Objekte: "Eile mit Weile" (2003), "Hinter der Ecke" (2000)Eliás Bohumil (geboren 1937)
Die Basis für einen Teil seiner Arbeiten bildet eine verformte Flachglasscheibe. Durch transparente und nichttransparente Bemalung sowie durch undurchsichtige, plastische, eingebrannte Sandflächen schafft er dreidimensionale Glasbilder. Ein anderer, wichtiger Teil seiner Werke besteht aus geklebten, bemalten, geätzten und anschließend aufeinander geschichteten Flachglasscheiben, wodurch er eine spannende Optik im Inneren der Objekte erzielt.
Objekte:
"Die Durchführung" (1994)
"Der Wespenplanet" (2000)
Jan Fišar (geboren 1933)
Jan Fišar hat eine klassische bildhauerische Ausbildung; dies ist auch in seinen Glasplastiken noch deutlich zu erkennen. Ein Teil seiner Objekte sind komplizierte Kompositionen aus abgesenktem, gezogenem und geschliffenem Hohlglas. Die freie Form seiner barock anmutenden Glasplastiken überzeugt durch Dringlichkeit des Ausdrucks und Originalität der Dynamik. Bei einem seiner weiteren Themen, seinen geschliffenen Glasblöcken, modelliert er durch das Schleifen der Oberfläche den Innenraum. Ein weiteres Thema sind Objekte, die gezielte Spuren der Entstehung tragen und durch die geschliffenen und rauhen Flächen eine Spannung erzielen. In seinen Arbeiten vermittelt der Künstler Jan Fišar einerseits philosophische Inhalte und löst andererseits einzigartige technologische Probleme.
Objekte:
"Gemme" (1999)
"Dein Traum" (2001)
"Ruhiges Wasser" (2000)
"Bewegung im Kosmos" (2000)
"Resonanz" (2001)
"Reifeprüfung" (2001)
"Drachentor" (1998)
"Der Spalt"(2002)
"Freude am Spiel" (2003)
"Das Geflüster" (1998)
Ivana Houserová (geboren 1957)
Ihr Hauptinteresse liegt in den optischen und kinetischen Eigenschaften und Veränderungen des Materials Glas. Sie gibt Klarheit und exakter Form den Vorrang. Das Zusammenfügen mehrerer Teile bei deren gleichzeitiger unbedingter Abhängigkeit voneinander bestimmt sowohl das Innenleben als auch die äußere Form der Plastiken. Die Objekte dieser Künstlerin korrespondieren mit ihrer Umwelt, deren Bild sie absorbieren und es in transformierter Form widerspiegeln.
Objekt: "Objekt I", 2-teilig (1991)
Prof. Stanislav Libenský (1921 - 2001) / Jaroslava Brychtová (geb. 1924)
Dieses Künstlerehepaar gehört zu den Begründern der modernen Glaskunst. In den über 40 Jahren seiner pädagogischen Tätigkeit bildete Professor Libenský mehrere Generationen von Künstlern aus, die heute weltweit das Bild der zeitgenössischen Glaskunst mitprägen. Eine seiner weltberühmten Plastiken, die er zusammen mit seiner Frau, Jarolsava Brychtová, realisiert hat, ist hier in der Ausstellung zu sehen.
Objekt: "Taking Off" (1993-2003)
Václav Machač (geboren 1945)
Seine bildhauerischen Glasplastiken tragen deutliche Züge der Modellierung von freier Hand. Emotionelles Ansetzen von Farbe und die zusätzliche Bearbeitung der Oberfläche verleihen den Arbeiten optische Suggestivität und Originalität. Die Faszination der Menschen und Tiere in höchster Konzentration sowie dramatische Situationen sind seine Themen.
Objekte:
"Kopf von graublauem arabischen Pferd" (1999)
"Boxer mit Zahndeckung" (1994)
"Gladiator aus Pompei" (2001)
Alena Matejková (geboren 1966)
Diese Künstlerin gehört zu der jungen Generation, die neue Wege in der Glaskunst sucht. Sie kombiniert das Glas mit Basalt. Die hier ausgestellten "Steinpokale" haben 1996 im Rahmen der Ausstellung "Venezia Aperto Vetro" einen Preis erhalten. Auch 1997 wurde das Werk von Alena Matejková im Glasmuseum Ebeltoft in Dänemark mit dem Preis "Young Glass 1997" ausgezeichnet.
Objekte: 2 "Steinpokale" (1997)
Jaroslav Matouš (geboren 1941)
Seine poetische Art die Natur zu sehen, prägt die Objekte von Jaroslav Matouš auf eine ganz individuelle und originelle Weise und vermittelt philosophisch die verletzbaren Zusammenhänge unserer Umwelt. Genauso wichtig sind für ihn aber auch die in der Natur nicht auf den ersten Blick sichtbaren Details, die in seinen Objekten eine wichtige und dominante Bedeutung bekommen. Die zarte Farbigkeit des Glases und zusätzliche Benutzung von feinen Drähten und Glasperlen betonen gleichzeitig die Zerbrechlichkeit der Natur.
Objekte:
"Vollmond" (2001)
"Der Komet" (2003)
"Die Blume" (2003)
Rony Plesl (geboren 1965)
Dieser viefältige, junge Künstler ist in dieser Ausstellung mit einer älteren Arbeit vertreten, wo er die unterschiedlichen Materialien Glas und Metall in Einklang bringt. Sonst benutzt er zur Zeit einfache geometrische Formen, wie zum Beispiel Würfel oder Kuben und gestaltet mit Hilfe der Durchsichtigkeit des Glases und des Lichteinfalls ein eigenes, geheimnisvolles Innenleben. Durch die Modellierung des Innenraums bekommen die aus geschmolzenem Glas geformten und schweren Objekte einen Hauch von Leichtigkeit. Neben seiner freischaffenden Tätigkeit arbeitet Rony Plesl sehr erfolgreich als Glasdesigner für das italienische Glasunternehmen Barovier & Toso in Venedig.
Objekt: "Das Kreuz" 2-teilig (1998)
René Roubíček (geboren 1922) / Miluše Roubíčková (geboren 1922)
René Roubiček und seine Frau Miluše Roubíčková haben die Möglichkeiten der freien Gestaltung mit dem glühenden Glas in der Glashütte von Anfang an fasziniert. Die Belebung der alten Glasmachertechniken und die Zusammenarbeit mit den besten Hüttenmeistern war der Ausgang für ihre eigene künstlerische Arbeit. Trotz der gemeinsamen Vorliebe für das heiße Glas gingen beide Künstler, ihrem künstlerischen und menschlichem Naturell entsprechend, eigene Wege. Ihr erster internationaler Erfolg war die Teilnahme an der Weltausstellung in Brüssel im Jahr 1958, es folgten Montreal 1967 und Osaka 1970.
Objekt: Miluše Roubíčková: "Ein pastellfarbener Tag" (2003)
Ivo Rozsypal (geboren 1942)
Ganz wesentlich ist in Rozsypals Denken der Sinn für Architektonisches. Er arbeitet mit stereometrischen Körpern, wie Quader, Pyramide, Zylinder und rechtem Winkel. Seine Farbskala beschränkt sich auf die unbunten "Farben" Schwarz und Weiß, die er mit Primärfarben akzentuiert. Zusätzlich gibt er seinen Objekten ein Innenleben, indem er in der Glashütte entstandene durchsichtige Teile einsetzt.
Objekte:
"Animale Konstruktion" 5-teilig (1998 - 2002)
"Die Spannung" (1997)
Jaromír Rybák (geboren 1952)
Der Künstler macht sich seine technologischen Erfahrungen mit der geschmolzenen Glasplastik zunutze. Durch Einklang von Form und Farbigkeit sowie zusätzliche Bearbeitung erreicht Jaromír Rybák die starke Expressivität in seinen Arbeiten. Zentrales Motiv der abstrakten Themen in seinen Arbeiten ist die Symbolik von Leben und Tod und der vier Elemente. Jaromir Rybák, der ebenfalls ein Schüler von Professor Stanislav Libenský war, erhielt zahlreiche internationale Glaspreise.
Objekt: "Roter Fisch" (2002)
Gizela Šabóková (geboren 1952)
Sie schafft Skulpturen aus geschmolzenem Glas, die von einigen stangenförmigen Gebeinen getragen werden. Ihre Objekte manifestieren Farbe, Form und dynamische Balance, die sie in Einklang mit der Aussage bringt. Auch Gizela Šabóková war in den Siebziger Jahren Schülerin von Professor Stanislav Libenský an der Akademie für Angewandte Kunst in Prag.
Objekte:
"Ohne Titel" (ca. 1993)
"Homage an Dali (ca. 1993)
Markéta Šílená (geboren 1957)
Diese Künstlerin hat die klassische Glasausbildung absolviert, die mit vier Jahren Glasfachschule in Zelezný Brod begann, wo sie das Atelier für Glasschmuck besuchte. Anschließend wurde sie sechs Jahre lang an der Akademie für Angewandte Kunst in Prag im Atelier des berühmten Prof. Stanislav Libenský ausgebildet. Die Einflüsse ihrer Arbeit im Glasschmuckatelier sind neben ihren geschmolzenen Glasplastiken auch in ihren Objekten sichtbar.
Objekt: "Fünf Buchstaben" (2002)
Dana Vachtová (geboren 1937)
Die Möglichkeit der feinen Modellierung ihrer Glasplastiken verdankt Dana Vachtová der von ihr angewandten Technik der sich auflösenden Wachsform. Diese Wachstechnik erlaubt ihr, sowohl monumental als auch filigran mit Glas zu arbeiten. Sie ist mit ihren Arbeiten in vielen Kunstsammlungen der bedeutenden europäischen Museen vertreten. Dana Vachtová, die zeitweise auch als Designerin tätig war, verwendet oft auch andere Materialien wie Metall und Holz in ihrem Werk.
Objekte:
"Der Fall des Ikarus" (2000)
"Die Entstehung (1999)
Ales Vašíček (geboren 1947)
Nach seinen Objekten aus geschmolzenen Glas, die Spuren der Modellierung aus freier Hand aufzeigten, ist der Künstler zu exakten und klaren Glasplastiken gelangt. Diese großformatigen Glasplastiken sind exakt gearbeitet, geschliffen und poliert, wobei die Aussage durch die klare, äußere Form und das Innenleben bestimmt wird. In Museen in Frankreich, Deutschland und der Schweiz sind die Werke des Schülers von Professor Stanislav Libenský vertreten.
Objekte:
"Schwarze Aphrodite" (2002)
"Roter Diskus" (2002)
Martin Velíšek (geboren 1963)
Mit seinen Arbeiten bestätigt er, dass die tschechischen Glaskünstler auch auf anderen Gebieten der Kunst Hervorragendes leisten. Zu seinen Tätigkeiten gehört neben dem Malen, dem Zeichnen und der Graphik auch die Animation von Filmen sowie Buchillustrationen. Mit seinen, als grotesk zu bezeichnenden Glasmalereien erzählt Martin Velíšek seine Geschichte und spiegelt damit sein spezifisches Gefühl für absurden, hintergründigen Humor wider. Seine Arbeiten, die sich oft einem Tabuthema annehmen, provozieren.
Objekte:
"Stillleben mit Kuh" (2001)
"Winnetou und Old Shatterhand" (1999)
"Mein Zimmerchen" (1999)
Jana Voldrichová (geboren 1969)
Nach dem Studium an der Akademie für Angewandte Kunst in Prag bei Professor Stanislav Libenský, beeinflusste ein einjähriger Aufenthalt in China die künstlerische Aussage von Jana Voldrichová. Seit Ende der 1990er Jahre ist sie als freie Glaskünstlerin tätig. 1996 erhielt sie den ersten Preis anläßlich der Ausstellung "Venezia Aperto Vetro 96" in Murano/Venedig.
Objekt: "Der Regen"(2001)
Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung der Stadtsparkasse Langenfeld und des Fördervereins Stadtmuseum e.V.